Fragen an die Kandidat*innen

Für unsere Wahl-Zeitung habe wir einige Interviews geführt, die hier in ganzer Länge zu lesen sind.

Dagmar Strobel

Du kandidierst wieder für die Grünen bei der Kommunalwahl am 14.März, was treibt Dich an?

Unsere/meine Ziele sind noch lange nicht erreicht. Ich habe mich gerade warmgelaufen in der Kommunalpolitik und möchte weiter dazu beitragen hier vor Ort positiven Einfluss auf die Klimapolitik, die Verkehrspolitik und die Stadtgestaltung zu nehmen.

Welche Themen sind Dir persönlich besonders wichtig?

Besonders wichtig ist mir der Erhalt unserer Erde mit einem Leben in sozialer Gerechtigkeit für alle – hört sich wie ein unrealistischer Wunschtraum an, ist aber mein Ziel. Ich bin mehrfache Mutter und Großmutter und fühle mich natürlich mitverantwortlich für die nächsten Generationen. Wir alle haben zu lange nur zugeschaut welche Katastrophen auf uns zukommen werden und es ging alles weiter seinen Gang. Ein weiter so kommt für mich nicht mehr in Frage. Mit Erich Fried: wer will, dass die Welt so bleibt wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.

Welche Auswirkungen hat die Kommunalwahl Deiner Meinung nach auf die Bundestagswahlen?

Ich hoffe eine große – denn ein großer Teil der grünen Politik wird in den Kommunen gemacht, erreicht viele Menschen im direkten Dialog und bietet allen die Möglichkeit, an den notwendigen Veränderungen mitzuarbeiten/teilzuhaben und die politischen und ökonomischen Ziele mit den eigenen Bedingungen und Vorstellungen zu verbinden.

Wie schaffen wir es Deiner Meinung nach den allen bekannten Themen wie Anti-demokratisierung und Klimawandel schneller entgegenzuwirken und wichtige Zwischenziele zu erreichen?

Ich denke, dass wir auf allen Ebenen antidemokratischen Bestrebungen und natürlich dem Raubbau an unserer Lebensgrundlage entgegenzuwirken müssen. Besser und schneller zu Zielen bzw. Zwischenzielen kommen wir, wenn sich in jedem Ort viele Menschen finden, die gemeinsam für unsere demokratische und klimaneutrale Zukunft eintreten.

Welche Maßnahmen in der Pandemie hältst Du für besonders wichtig bzw. wirksam?

Das solidarische Handeln aller Bürger, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Um das sicherzustellen, müssen die staatlichen Hilfen für alle, die durch die Lock-Downs in existenzielle Not geraten, zügig und so unbürokratisch wie irgend möglich zur Verfügung gestellt werden. Und alle die, deren Arbeitskraft jetzt so sehr gebraucht wird wie Dienstleistungen in der Kranken- und Alten-Pflege, Mitarbeiter*innen in der Kinderbetreuung, im Handel und in der Produktion müssen wir in ihren Tarifverhandlungen für eine gerechtere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen massiv unterstützen.

Was ist für Reinheim aus Deiner Sicht besonders wichtig?

Ich lebe gerne in Reinheim und genieße die landschaftliche Lage – der schöne Odenwald vor der Tür und trotzdem kurze Wege in die großen Städte im Umland. Daher wünsche ich mir, dass wir alles tun, um Reinheim gesund und lebenswert erhalten: weniger Verkehr, weniger Gift auf den Äckern, weniger Armut, weniger CO2-Ausstoß, noch bessere Kinderbetreuung, noch viel mehr Grün in der Stadt, noch bessere ärztliche Versorgung und vieles mehr. Und ich hoffe auf eine neue Stadtverordnetenversammlung, die fair und sachbezogen ihre Aufgabenstellungen wahrnimmt.

Sharleen Ebling

Du kandidierst für die Grüne Jugend Darmstadt / Dieburg bei der Kommunalwahl am 14.März, was treibt Dich an?

Ich kenne viele junge Menschen in Reinheim und Umgebung, die sehr unzufrieden damit sind, wie die Infrastruktur für junge Leute ausgelegt ist, seien es die wenigen Plätze zum Verweilen oder die fehlenden Busse bei Nacht.

Irgendwann habe ich mir dann gesagt: „Sharleen, wenn du meckern kannst, kannst du auch was dafür tun, dass sich was ändert.“ Dann bin ich bei den Grünen aufgetaucht und seit 2018 geblieben. Oftmals treibt es die Jugend in die Weltpolitik, doch vor der Haustür etwas verändern zu können, ist etwas komplett anderes und für mich sehr viel greifbarer.

Du bist bei der Grünen Jugend, was macht die Jugend anders als die Grünen?

Die Jugend ist oft politisch linker als die Generation, die jetzt primär an der Kommunalpolitik beteiligt ist. Wir sind, denke ich, feministischer, progressiver, vernetzter mit der heutigen Zeit. Natürlich sind die Grünen, die schon lange dabei sind, viel erfahrener und kennen sich besser in der Kommunalpolitik aus. Dennoch ist auch auf dieser Ebene noch Platz für Weiterentwicklung und Einflussnahme junger Ideen und Werte.

Was sind die Themen, mit denen Du deine Mitmenschen begeistern kannst?

Themen, die mich selbst begeistern und für die ich junge Menschen begeistern kann sind zum Beispiel die Partizipation für Jugendliche am politischen Geschehen nicht nur auf Bundes- oder Landesebene, sondern auch auf Kommunalebene. Die Politik muss für jüngere Generationen transparenter und greifbarer gemacht werden, wir müssen sehen können, dass wir etwas verändern können. Dafür will ich mich einsetzen.

Wie geht es der Jugend mit der Pandemie?

Diese Frage ist tatsächlich sehr vielschichtig.

Viele Jugendliche fühlen sich im Stich gelassen von der Corona-Bundespolitik. Jetzt nach der Schule oder während der Ausbildung, dem Studium, sind viele mittellos – man hängt in der Schwebe. Wir haben weder Arbeit noch Geld, um eine Wohnung zu bezahlen und Online-Unterricht ist für viele nicht das Medium, um effektiv zu lernen. Auch findet man über Online-Unterricht so gut wie gar keine sozialen Kontakte. Es ist definitiv ein Privileg, überhaupt diesen Unterricht haben zu können, doch erwartet jede*r wohl, dass „die Jugend“ damit sofort klarkommt, da wir vergleichbar technik-affiner sind.

Womit wir nur schwer klarkommen, ist die mentale Belastung einer Pandemie gepaart mit Zukunfts- und Existenzängsten, die nicht nur auf uns, sondern auch auf unsere Familien lastet. Vor allem, weil wir nicht sehen, wann wir wieder in die Normalität zurückkehren können.

Wir brauchen Hilfe mit Freiversuchen bei Klausuren, Semestern, die nicht in die Regelstudienzeit miteingerechnet werden (auch wegen Bafög) und vor allem finanzielle Hilfe! Nicht jede*r kann einfach zurück zu den Eltern ziehen.

Gibt es für dich Themen, die aus Deiner Sicht ungerecht sind zwischen den Generationen und kann dies ggf. über einen erweiterten Generationenvertrag geregelt werden?

Was mich stört, ist, dass die Entscheidungen, die über meine Zukunft getroffen werden, nicht von meiner Generation mitgestaltet wird. Die Bundespolitik besteht nicht mal zu einem Bruchteil aus Menschen unter 40. Uns wird der Weg in die Zukunft nicht geebnet, sondern möglicherweise sogar vollständig verbaut durch fehlenden Klimaschutz, ein veraltetes Bildungssystem und Chancenungleichheit. Bei dieser Frage kommt mir auch direkt zukünftige Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Rentenvorsorge, wie auch die Nachhaltigkeit und Konsequenzen von politischen Entscheidungen in den Kopf.

Was ist für Reinheim aus Deiner Sicht besonders wichtig?

Reinheim ist eine unglaublich lebhafte, facettenreiche Stadt, voller Kultur- und Sportangeboten, umgeben von einer schönen Natur (Seewiesen, Reinheimer Teich) die wir definitiv mit allen Mitteln erhalten müssen. Reinheim soll nicht nur eine „Durchfahrtsstadt“ sein, sondern noch attraktiver zum Verweilen im Stadtzentrum werden. Gerade für junge Menschen fehlen hier noch interessante Angebote, die barrierefrei und kostengünstig sind und nicht nur aus einer Parkbank bestehen.

Shimon Porcher

Du hast eine Familie, einen Beruf, betreibst nebenher noch Viehzucht und kandidierst bei der Kommunalwahl am 14.März, was treibt Dich an?

Ghandi hat mal gesagt, dass man die Veränderung, die man sich in der Welt wünscht, selbst lostreten muss. Als Gesellschaft stehen wir vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die wir perfekt in unserer Kommune lösen können. Ich liebe den Dialog und höre mir gerne immer eine Vielzahl an Meinungen an, um den gemeinsamen Nenner zur finden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns als Gesellschaft wieder mehr zuhören müssen. Deswegen möchte ich bei der Kommunalwahl antreten, um verschiedene Lager zu verbinden und gemeinsam Wege zu beschreiten.

Welche Ziele sind Dir besonders wichtig?

Mir ist es besonders wichtig mit den Landwirt*innen und Gewerbetreibenden den Austausch zu vertiefen um die Themen regionale Lebensmittelversorgung, Energiewende und Verkehr lösungsorientiert anzugehen.

Wie siehst Du die zukünftige Welt Deiner Kinder?

Ich wünsche mir für meine Kinder, dass Sie die gleichen Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung und Freiheiten zur Verfügung stehen, wie das meiner Generation gegönnt war und ist. Insbesondere wünsche ich mir, dass sie früher als ihr Vater verstehen, dass das Kaufen von sinnlosen Konsumgütern nicht glücklich macht, sondern die Familie die wichtigste Konstante im Leben ist und wir diese Erde nur geliehen haben und für die nächsten Generationen bewahren müssen.

Welche Möglichkeiten siehst Du im Lebensmittelhandel, um die Plastikmüllflut sozialverträglich zu minimieren und auch Discounteinkäufer zum Mitmachen zu animieren.?

Die Lösung ist, relativ einfach und liegt auf der Hand. Wenn wir uns z.Bsp. den Bereich Obst & Gemüse anschauen, in dem die Selbstversorgungsquote bei 30 bis 40 Prozent liegt, könnten regionale Wertschöpfungsketten dafür sorgen, dass die Discounter einfach auf Plastik verzichten können, da die Ware nicht verpackt und weit transportiert werden muss.

Was ist für Reinheim aus Deiner Sicht besonders wichtig?

Als Vater von zwei Kindern wünsche ich mir natürlich, weniger Schwerlastverkehr durch Reinheim und die angrenzenden Orte.

Außerdem find ich, dass das Aussterben kleiner Geschäfte aufgehalten werden muss und die Innenstadt wiederbelebt wird und an Attraktivität gewinnt sowie Anreize für junge Unternehmer*innen geschaffen werden.

Winfried Rieger

Du kandidierst wieder für die Grünen bei der Kommunalwahl am 14.März, was treibt Dich an?

Ich finde das oftmals um Probleme herumgeredet wird, auch Partei politisch, dass möchte ich gerne ändern. Dazu kommt, dass ich ab Juni dieses Jahrs in die passive Phase meiner Alters- Teilzeit eintrete, oder mit klaren Worten, ich kann vorzeitig in Rente gehen. Die gewonnene Zeit möchte ich gerne, wenigstens ein Stück weit, Reinheim und meinen Mitbürgern zur Verfügung stellen.

Welche Themen liegen Dir besonders am Herzen?

Da gibt es Einiges, zum Beispiel der Klimawandel oder die politischen Entwicklungen auf der Welt. Das Abholzen des Regenwaldes, oder die Corona Pandemie mit den damit verbundenen Problemen.

Auf Reinheim bezogen ist es im Moment der LKW- Durchgangsverkehr. Wir GRÜNE stehen für ein durchfahr Verbot. Nicht für eine Umgehungsstraße. Aber um darüber ernsthaft diskutieren zu können, müssten erstmal Zahlen auf den Tisch, also eine Verkehrszählung und eine Auswertung. damit ersichtlich ist, was geändert werden muss.

Welche Auswirkungen hat die Kommunalwahl Deiner Meinung nach auf die Bundestagswahlen?

Meiner Meinung nach kann die Kommunalwahl höchstens einen Trend erkennen lassen. Die Reinheimer wissen genau, dass es hierbei um unsere Stadt und unseren Landkreis geht.

Wie schaffen wir es Deiner Meinung nach den, Allen bekannten Themen wie

Antidemokratisierung und Klimawandel schneller entgegen zu wirken und wichtige Zwischenziele zu erreichen?

Um bei Themen wie Klimawandel etwas zu erreichen, müssen wir alle zusammenstehen und mitmachen. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass Politiker sich nicht von Lobbyisten Sachverhalte erklären lassen, sondern sich stattdessen selbst ein Bild von der Sachlage machen.

Das es falsch ist sich von Populisten einfangen zu lassen, hat die USA in den letzten 4 Jahren erfahren müssen. Daraus müssen wir alle lernen.

Welche Themen sind aus Deiner Sicht die wichtigsten für Reinheim am wichtigsten?

Das begonnene „Shared Space“ Projekt für die Neugestaltung der oberen Darmstädter Straße.